Am ersten Tag nach den Sportferien vertieften die Lehrpersonen der Kreisschule Rheintal-Studenland ihr Wissen zum Thema «Selbstgesteuertes Lernen». Zudem nahm der neue Hauptschulleiter die Arbeit auf.

(mst) In drei 8. Klassen der Sekundar- und Realschule wird es bereits praktiziert: das selbstgesteuerte Lernen. Anders als der traditionelle Frontalunterricht setzt dieses Unterrichtskonzept auf die Befähigung der Schülerinnen und Schüler, ihren Lernfortschritt selbst zu organisieren. Sie erhalten zu Beginn einer Lerneinheit Informationen von der Lehrperson, erarbeiten sich und vertiefen den Unterrichtsstoff dann aber im eigenen Tempo, allein oder mit anderen, mit Hilfe von Lernmaterial, Computer und anderen Medien. Die Lehrperson kann auf diese Weise individueller und eiffizienter mit den Lernenden arbeiten und so der grossen Heterogenität im Klassenzimmer besser gerecht werden.

Maria Kolcava von der Fachhochschule Nordwestschweiz lud die Lehrpersonen am Vormittag mit ihrem Referat über das selbstgesteuerte Lernen zur Reflexion über den eigenen Unterricht ein. Schnell wurde deutlich, dass Ansätze zu dieser Unterrichtsform bereits in vielen Schulzimmern in die Tat umgesetzt werden, zum Beispiel in Form von Projektarbeit oder dem klassischen Wochenplan.

Den grössten Diskussionsbedarf spürten die Lehrpersonen bei der Frage, wie viel Verantwortung man dem einzelnen Lernenden zutrauen kann. Denn so sehr auch die meisten Schülerinnen und Schüler von dieser Unterrichtsform profititeren, so gibt es dennoch immer wieder jene, die mit der grossen Eigenverantwortung – zumindest zu Beginn – nicht so gut umgehen können. «Manche Lernende brauchen eine engere Begleitung als andere», stellt auch Barbara Kienzler fest, die in den 8. Sek- und Realklassen unterrichtet. «Aber diese intensivere Führung bräuchten diese Schüler auch im klassischen Unterricht, nur fehlt da der Lehrperson meist die Zeit, um sich mit ihren individuellen Herausforderungen auseinanderzusetzen. Durch die Öffnung der Unterrichtsform gewinnen wir diese Zeit, denn ein Grossteil der Schülerinnen und Schüler kann die eigenen Ressourcen mobilisieren und braucht die Hilfe der Lehrperson nur in geringem Ausmass.»

Am Nachmittag wurde konkrete Projekte in Angriff genommen, um das selbstgesteuerte Lernen vermehrt in den Unterricht der Kreisschule einzubinden. So werden beispielsweise die Abschlussarbeiten der 4. Sek- und Realklassen mit dieser Methode entstehen, ebenso Versuchsreihen im Biologieunterricht oder ein Lektüreprojekt im Deutschunterricht in der Bezirksschule.

Für die Schülerinnen und Schüler entsteht so an der Kreisschule ein vielfältiges Unterrichtsangebot, das sie ermutigen soll, sich nicht nur als Konsumiernde in den Unterricht zu setzen und den Unterrichtsstoff an sich vorbeiziehen zu lassen. Im selbstgesteuerten Lernen können sie aktiv sein, Verantwortung übernehmen und ihre eigenen Lernfortschritte selbst gestalten.